Donnerstag, 21. Oktober 2010

Ein gemütliches Zuhause

Es ist kalt draußen und ich bin gerade sehr froh darüber, in meinen vier Wänden zu sitzen und mir die eiskalten Hände an einer heißen Tasse Tee wärmen zu können. Keine Frage, der Sommer ist entgültig vorbei und der Herbst ist ins Land eingekehrt. Gestern, als ich fröstelnd und in Folge dessen sehr ungeduldig an der Bushaltestelle stand, hatte ich das Gefühl, dass nun auch schon der Winter sachte an die Tür klopft. In einigen Teilen Deutschlands soll es ja bereits Schnee gegeben haben. Ich hoffe jedoch, dass es damit dann doch noch ein wenig dauert.
So ungemütlich der Herbst auch sein kann: Er hat auch seine schönen Seiten, wie z.B. die wundervolle Farbenpracht, die wir bei jedem Spaziergang erkennen können (sofern wir unsere Augen für die Herrlichkeit der Natur öffnen und nicht einfach mit sturem, geraden Blick daran vorbeirennen), die gemütlichen Nachmittage Zuhause auf dem Sofa mit einer Tasse leckerem Tee, einem schönen Film oder einem guten Buch. Je ungemütlicher es draußen wird, desto behaglicher wird es drinnen. Dick eingepackt in einer kuscheligen Decke, kann man es draußen regnen, stürmen und schneien lassen, ohne dass es einen weiter stört. Immerhin hat man Zuhause seine warme, sicherere Kuschelhöhle, die man an grauen, regnerischen Tagen am liebsten gar nicht wieder verlassen würde.  

Ja, für mich ist es Luxus, ein warmes, gemütliches Zuhause zu haben. Ein Zuhause, in dem ich immer Willkommen bin. Ein Zuhause, in dem ich mich wohlfühle, eigene vier Wände, die ich nach meinen eigenen Wünschen und Ideen gestalten kann, ein Zuhause, in dem ich einfach so sein kann, wie ich bin. Es ist ein wundervolles Zuhause, weil ich mit wundervollen Menschen unter einem Dach lebe.
Für die meißten Menschen ist all das völlig normal. Und auch für mich ist es normal. Doch wenn man länger darüber nachdenkt, wird einem mal wieder bewusst, dass es eben nicht normal ist. Nein, es ist ein großes Glück solch ein Zuhause zu haben. Es ist ein Glück, das nicht jeder genießen kann. Gerade deshalb sollten wir froh und dankbar für dieses Glück sein. Auch wenn wir leider viel zu oft vergessen, wie gut wir es haben.


Am liebsten würde ich den heutigen Abend in meinem gemütlichen Nest verbringen. Allein. Weil ich mich in den letzten Tag etwas unwohl gefühlt habe, mich noch immer unwohl fühle, die Zeit in meinen vier Wänden genießen und die restliche Welt draußen lassen möchte. Dennoch werde ich mich heute aufraffen und gemeinsam mit einer Freundin eine Party besuchen. Natürlich könnte ich absagen, aber das möchte ich nun auch wieder nicht. Ich denke, dass es mir gut tun wird, mal wieder rauszukommen. Denn in den letzten Wochen habe ich außer meiner Arbeit nicht viel gesehen und so wird es auch in den kommenden Wochen oder Monaten weitergehen. Ich wünschte, es wäre anders, doch es wird so sein. Ich möchte etwas erreichen und dafür werde ich gerne in den sauren Apfel beißen und all den Stress, die Angst und die viele Arbeit auf mich nehmen. 
Doch heute Abend werde ich versuchen die Arbeit Arbeit sein zu lassen, ein bißchen das zu vergessen, was in den vergangen Wochen geschehen ist und versuchen, mal wieder richtig Spaß zu haben. 
In den letzten Tagen fühlte ich mich ein wenig allein gelassen. Auch wenn ich genau weiß, dass es nicht so ist, fühlte ich es doch. Dieses unangenehme Gefühl des Alleinseins. Es passiert mir selten, doch manchmal schleicht es sich eben doch ein, ohne dass man etwas dagegen unternehmen könnte. Da heißt es stark zu bleiben und nicht zulassen, dass dieses Gefühl Überhand nimmt. Heute Abend, so denkt man sich, werde ich mich wohl kaum allein fühlen. Warum auch? Ich unternehme etwas mit Feunden, ich werde mich schick machen, ich werde tanzen, lachen, singen und flirten. All das in einer großen Menschenmenge. Viel Musik. Viele Leute. Viel Lachen. Viel Vergnügen. 
Doch ist es wirklich so? Nein, ich sage euch, dass es nicht so ist. Nicht immer. Manchmal ist es völlig egal, ob man allein mit Lieblings-CD in seiner Kuschelhöhle liegt oder gemeinsam mit hunderten von Menschen zu seiner Lieblingsmusik tanzt: Allein ist allein. Wer sich allein fühlt, kann dieses Gefühl meißtens nicht verdrängen. Sicherlich kann man  versuchen sich davon abzulenken, in dem man mit anderen Menschen etwas unternimmt. Doch es kann auch sein, dass dies nicht gelingt und man sich durch den Kontakt mit anderen Menschen nur noch einsamer fühlt. Und das ist völlig verständlich. Was soll man auch denken, wenn man mit hunderten von Menschen unter einem Dach ist, aber dennoch niemanden hat, mit dem man richtig sprechen kann? Wie soll man damit umgehen, wenn überall Paare sind, und man selbst ganz allein dort steht? Mittendrin in der Masse. Und doch allein.
Trotz allem fühle ich mich wohl als Single-Mädchen. Ich bin gern ein Single-Mädchen. Ich kenne die Vorteile, genieße sie und würde zurzeit auch mit niemandem tauschen wollen. 
Und dennoch, manchmal kommen solche Gedanken und Momente auf. Momente, in denen man sich allein fühlt. Gedanken und Träume, wie es wohl wäre, wenn es anders wäre. Wie es wäre, neben einem liebvollem Zuhause auch noch einen liebevollen Mann an meiner Seite zu haben...
Doch ich versuche nicht daran zu denken. Nicht heute Abend. Werde versuchen zu tanzen, zu lachen, Spaß zu haben. Mich nicht allein fühlen. Einfach ich sein. 
Ich versuche es.


Vielleicht ist auch das ein Grund, warum wir an manchen Tagen nur so ungern unsere vier Wände verlassen möchte. Weil wir Angst vor dem haben, was uns draußen erwartet. Erlebnisse, Begegnungen, unangenehme Gefühle oder lästige Pflichten: Ganz egal, um was es geht: Manchmal würden wir am liebsten einfach die Decke über den Kopf ziehen und uns in unsere eigene, kleine Welt verkriechen, während wir die echte Welt draußen lassen. 

Doch wir werden schnell merken, dass das auf Dauer nicht funktioniert. Wir können uns nicht verstecken. Wir müssen irgendwann wieder unser behagliches Nest verlassen und uns der Realität stellen. Wir müssen mit unseren Ängsten, Zweifeln und Sorgen konfroniert werden, um Verschiedenes zu erkennen. Dies kann ganz unterschiedlich sein. Vielleicht erkennen wir, dass es nur halb so schlimm ist, wie wir gedacht haben. Vielleicht sehen wir auch, dass es anderen Menschen ähnlich oder sogar ganz genauso geht. Vielleicht erkennen wir, was für uns die Beste Lösung ist. Vielleicht lösen sich Probleme schneller, als wir gedachte hatten. Wir erkennen, wir lernen, wir entwickeln uns weiter. Und das ist auch gut so. Das ist der richtige Weg. 
Wir dürfen uns gern mal ein paar Tage der Welt entziehen, im Bett liegen und nur in unseren Träumen Purzelbäume schlagen. Doch dann sollen wir uns irgendwann wieder ein Herz fassen und hinaus in die Welt gehen. Denn nur dort spielt das Leben-das wahre Leben.


Also geht hinaus und zeigt der Welt, wie stark ihr seid.
Ich bin sicher, es lohnt sich.


In diesem Sinne,
alles Liebe,
Sandra


Fotos: weheartit


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