Samstag, 18. Juni 2011

Der besondere Tag

Als Kind erschien dir das Leben wie ein langer, unbeschwerter Sommer.
Du erinnerst dich an Tage voller Sonnenschein, lautem Lachen und Geborgenheit.
Du weißt noch ganz genau, wie sehr du es geliebt hast.
Diese Sorglosigkeit. Diese Sicherheit. 
Diese Unbeschwertheit einer glücklichen Kindheit.

Das Leben erschien dir wie eine riesige, geheimnissvolle Zuckertüte.
Vollbepackt mit kunterbunten, kleinen und großen Überraschungen, die nur darauf warteten, von dir entdeckt zu werden. 
Hinter jeder Ecke lauerte etwas Neues, hinter jedem Baum steckte ein Geheimnis, mit jedem frisch begonnenen Tag begann ein neues, spannendes Abenteuer. Die Schönheit der Blumen faszinierte dich. Ebenfalls die Wolken am Himmel, die deiner Meinung nach wie Tiere ausschauten. Seifenblasen fandest du unglaublich toll, vor allem aber mochtest du die Schmetterlinge, denen du voller Begeisterung hintergelaufen bist, auch wenn du sie nie zu fassen bekamst. Sowieso liebtest du die Tiere und fandest es unheimlich aufregend, die Ameisen zu beobachten. Oder die Enten zu füttern. Fremde Menschen weckten deine natürliche Neugier. 


Du hast sie angelächelt, mit diesem einzigartigen, ganz besonderen Lächeln, welches jedes Herz zum Schmelzen hätte bringen können.

Du hast gespielt. 
Du hast gelacht. 
Du hast gequietscht vor Vergnügen.
Vor allem aber fühltest du dich sicher und geborgen. 
In deiner kleinen, kindlichen Regenbogenwelt, ich der du dich so schwerelos fühltest.

Eines Tages kam der Tag, an dem sich alles veränderte.
Du hast gelernt, dass das Leben nicht nur aus Sonnenschein und Zuckerwatte besteht.
Denn manchmal erscheint dir das Leben wie ein langer, nicht zu enden wollender Winter.
Dann erinnerst du dich an dunkle Stunden voller eisiger Stürme, Ängste und einer ungewohnten Kälte, die sich in deinem ganzen Körper breit macht. 
Du weißt noch ganz genau, wie du dich gefühlt hast.
Diese plötzlich auftretenden Sorgen. Diese Unsicherheit.
Das Verlassen einer glücklichen Kindheit.


Plötzlich erscheint dir das Leben wie ein unbekannter, gefährlicher Pfad.
Ein langer Weg voller kleiner und großer Herausforderungen, die nur darauf warten, von dir in Angriff genommen zu werden. Hinter jeder Ecke Kanten und Steine, die dich zum Fallen bringen, Felsen, an denen du dich stoßen und Irrwege, die dich zur Verzweiflung treiben können. 

Doch du hast gelernt vorsichtig zu sein.
Du kannst dir einen Knochen brechen.
Oder auch das Herz.
Du kannst fallen. Wenn du springst.



Und manchmal, manchmal springst du gar nicht.
Weil nicht immer jemand da ist, der dich fängt.

Ja, er hat viel verändert, dieser Tag.
Doch wir konnten dich nicht davor schützen.
Niemand konnte dich davor schützen.
Vor diesem einen Tag.
Der Tag, an dem du erwachsen wurdest.

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